Brüder Schwadron
Der erste Eintrag der Brüder Schwadron im Wiener Gewerberegister datiert vom 1. April 1899 und zeigt den Handel mit Tonwaren an. Das Unternehmen residierte zunächst in der Wollzeile 24, 1010 Wien. Bereits im Jahr 1904 baute der Architekt Julius Goldschläger für die Firma das Haus am Franz-Josefs-Kai 3, 1010 Wien, wohin der Betrieb mit seinen kunstkeramischen Werkstätten übersiedelte. Die Firma unterhielt zudem Lagerhäuser auf dem Nordbahnhof VI Kohlenhof, 1020 Wien. Gegründet wurde der Betrieb von den Brüdern Victor (Baumeister) und Adolf (Ingenieur), die ursprünglich aus dem damaligen Galizien stammten. Das Unternehmen war sehr erfolgreich und stattete neben privaten Zinshäusern auch öffentliche Gebäude wie das Amalienbad und das 1918 eröffnete und leider nicht mehr existente Dianabad aus. Später stiegen die Söhne Victors – Ernst (Architekt) und Walter (Ingenieur) – in das Unternehmen ein. 1930 wird im Gewerberegister neben dem Verschleiß von Tonwaren auch das Baumeistergewerbe angezeigt. Für folgende Architekten war die Firma Schwadron u.a. tätig: Julius Goldschläger, Arthur Baron, Ludwig Baumann, Siegfried Theiss & Hans Jaksch, Leopold Fuchs, Ludwig A. Fuchsik, Gustav Josef Ludwig, Ignaz Reiser, Jakob Gartner, Anton Hein, Pietro Palumbo, Ely Wasserstrom, Oskar Marmorek, Michael Rosenauer, Leo Kammel sen. und Ernst Zeschitz. Mit folgenden Künstlern hat die Firma Schwadron u.a. zusammengearbeitet: Michael Powolny, Otto Prutscher, Anton von Kenner, Leopold Forstner, Georg Leisek Robert Obsieger, Hans Adametz, Willibald Russ und Viktor Lurje. Laut Gewerberegister stiegen Adolf und Ernst Schwadron bereits 1934 als Gesellschafter des Unternehmens aus. Adolf Schwadron beging im März desselben Jahres Selbstmord durch Fenstersturz. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang Victor und Walter Schwadron 1938 dazu, den Betrieb aufzugeben. Das Unternehmen wurde arisiert, d.h. anstatt ihrer traten neue Gesellschafter in die Firma ein, die nicht zur Familie gehörten: Fritz Bock (technischer Beamter), Waldemar Odelsky (Oberbuchhalter) und Josef Polese (Baumeister). Aus den Aufzeichnungen des Gewerberegisters geht zudem hervor, dass kein Familienmitglied nach dem 2. Weltkrieg Einfluss auf das Unternehmen zurückgewann noch in dessen Besitz gelangte. Bekannt ist, dass Ernst Schwadron 1938 in die USA auswanderte, wo es ihm gelang, als Innenarchitekt eine zweite erfolgreiche Karriere zu starten. Ernst Schwadron starb am 3. Februar 1979 in New York. Auch sein Bruder Walter emigrierte 1938 mit seiner Frau Elisabeth und ihrem Sohn Peter in die USA. Bis Ende der 60er Jahre lebte er in New York und verschied im Jänner 1975 als Walter Scadron in Danbury (Fairfield, Connecticut). Aus den Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde Wien geht hervor, dass ihr Vater Victor aus gesundheitlichen Gründen 1942 in Wien verstarb. Das Ausstellungsprojekt wirft ein punktuelles Schlaglicht auf die Konsequenzen, die der Anschluss Österreichs 1938 für die Familie Schwadron hatte: den Zerfall ihres Unternehmens und die damit verbundene Zerstörung ihrer Existenz.