Franz-Josefs-Kai 3

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Architekt Ernst Schwadron: Wohnhalle mit Kamin – Blick ins Badzimmer (aus „Innen-Dekoration“, Darmstadt 1930 )

Die Brüder Schwadron agierten von Anfang an unternehmerisch sehr erfolgreich, denn bereits fünf Jahre nach Gründung waren sie in der Lage, eine Parzelle auf dem Gelände der ehemaligen Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne zu erwerben. Diese wurde in den Jahren 1900/01 im Zuge der Kasernentransaktion abgerissen, um die Vollendung der Ringstraße im Bereich des heutigen Stubenrings zu ermöglichen. Der Architekt Julius Goldschläger plante im Auftrag der Brüder Schwadron das sechsstöckige Haus am Franz-Josefs-Kai 3, in welches die Firma 1905 von der Wollzeile übersiedelte. Im Erdgeschoss des Gebäudes baute das Unternehmen seine Tätigkeitsfelder aus und betrieb folgende Abteilungen: Bäderbau und sanitäre Einrichtungen, Wand- und Bodenbeschläge, Baukeramik und Kanalisationen aus Steinzeugrohren. Auch ein Bildhaueratelier war Teil der kunstkeramischen Werkstätten am Franz-Josefs-Kai 3. Durch die professionelle Diversifizierung ihres Unternehmens empfahlen sich die Brüder Schwadron für komplexe Bauaufgaben wie die Ausstattung des Dianabads (1918) und des Amalienbads (1923–1926) – damals die größten Bäder des Kontinents –, was ihnen bravourös gelang.

Im Gegensatz zu seinem Bruder lebte Adolf Schwadron nie am Franz-Josefs-Kai 3. Victor hingegen wohnte hier mit Gattin Ernestine bis zu seinem Tod im Jahr 1942. Ihr gemeinsamer Sohn Walter, der auch Ingenieur wurde, lebte bis 1930 ebenfalls dort. Dann heiratete er Elisabeth Hirsch und zog mit ihr in die Lothringerstraße 4. Sein älterer Bruder Ernst Schwadron, der 1918/19 an der Wiener Kunstgewerbeschule in der Keramikklasse Michael Powolnys studierte, begann ab Ende der 20er Jahre als Architekt zu arbeiten. Sein Schwerpunkt lag bei Inneneinrichtungen und er gestaltete in Wien etliche Wohnstätten, u. a. die Wohnung von Jakob Wittels in der Veithgasse. Ernst Schwadron schuf sich 1930 im Dachgeschoss des Hauses am Franz-Josefs-Kai seine „Wohnung eines Architekten“, welche er als Wohn- und Arbeitsplatz nutzte. Die Wohnung verfügte neben einer Halle mit Wintergarten auch über einen Sommerdachgarten mit Springbrunnen. Folgendermaßen beschreibt Ernst Schwadron 1930 in der Zeitschrift „Innen-Dekoration“ sein Badezimmer in „smaragdgrüner Wand- und Bodenverkleidung, mit weißer Stuck-Ornamentik von Vally Wieselthier“. Ernst Schwadron lebte in dieser Wohnung bis zum Anschluss Österreichs und seiner dadurch erzwungenen Emigration 1938.

1934 wurde das Haus am Donaukanal an die Phoenix Lebensversicherung verkauft, die es 1936 weiter veräußerte. Im Jahr 2010 wurde es im Auftrag der jetzigen Besitzer vom Architekturbüro propellerz umgebaut. Die Architekten befreiten das Erdgeschoss von vielfältigen Ein- und Umbauten. Sie schufen eine grandiose 35 m lange Sichtachse vom Franz-Josefs-Kai bis zur Wiesingerstraße und legten die wunderschöne Deckenverfliesung frei, die bis heute an die Brüder Schwadron erinnert.

Weitere Informationen zum Haus: www.franzjosefskai3.com